Eisblumen - Kriminalroman by Wolter Walter

Eisblumen - Kriminalroman by Wolter Walter

Autor:Wolter, Walter [Wolter, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-04-28T04:00:00+00:00


Panamahut und Yuccapalmen

Bloch wachte früh auf, viel früher als sonst, obwohl er in der Nacht lange nicht hatte einschlafen können. Er blieb noch eine Weile liegen. Morgenstille umgab ihn. Vor seinem inneren Auge ließ er die Bilder des Vortages vorüberziehen. Ein eigenartiges, nie zuvor empfundenes Gefühl rumorte in ihm, ein Widerstreit zwischen Glück und Schmerz. Sophies Anwesenheit machte ihn glücklich. Sie war von sich aus gekommen, völlig freiwillig, weil sie ihm vertraute und – dafür gab es Anzeichen – weil er ihr sympathisch war. Ja, weil er ihr sympathisch war! Diese Schlussfolgerung ließ er sich auf der Zunge zergehen. Den Schmerz bezog er aus dem Gedanken, dass er bald wieder allein sein würde. Dass dergleichen ihm, dem erklärten Eremiten, jemals widerfahren würde, hätte er vorgestern noch für ganz und gar unmöglich gehalten.

Harndrang trieb ihn aus dem Bett. Auf nackten Sohlen schlich er durch die Diele ins Badezimmer. Auf dem Rückweg warf er einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer. Er sah Sophies mischblonden Haarschopf und die Konturen ihres Körpers unter der Fleece-Decke, lächelte hingerissen und zog sich wieder ins Schlafzimmer zurück. Es war Viertel vor sieben.

Gestern Abend, nach dem Essen und dem Wein, war Sophie müde geworden, hatte ihre Cowboystiefel ausgezogen und sich auf die Ledercouch gelegt. Bloch hatte sich in einen Sessel gesetzt und gemeinsam hatten sie Nachrichten im Fernsehen geschaut. Bald darauf, im ersten Drittel des zum x-ten Mal wiederholten Films Nur ein toter Mann ist ein guter Mann, war sie eingeschlafen. Nachdem Bloch sie längere Zeit andächtig betrachtet hatte, ihr niedliches, entspanntes Gesicht mit den vollen Lippen, die im Schlaf leicht geöffnet waren, hatte er eine Decke über sie gebreitet und war schlafen gegangen. Dabei war er sich – für ihn völlig ungewohnt – wie ein Beschützer vorgekommen, stark und gut.

Um halb acht stand Bloch auf. Jedes laute Geräusch vermeidend, duschte und rasierte er sich, putzte sich sorgsam die Zähne, bürstete sich den Belag von der Zunge, gurgelte – dezenter als sonst – mit Mundwasser und kleidete sich zum Ausgehen an. Mit dem Lift fuhr er hinunter in die Tiefgarage, wo sein silbergrauer »Mazda«-Kombi stand. Während das automatische Rolltor hochrasselte, dachte Bloch erschrocken an die Wohnungstür. Hatte er sie abgeschlossen? Nein, hatte er nicht! Es war ja auch nicht nötig, solange Sophie da war. Sensationell aber war für Bloch die Tatsache, dass er seinen Zusperr-Tick diesmal völlig außer Acht gelassen hatte. Er hatte das quälende Ritual schlichtweg vergessen! Unglaublich! Das hatte er Sophie zu verdanken. Er spürte die positive Lebensenergie, die von ihr ausging.

Da er nicht wusste, was sie zum Frühstück bevorzugte, kaufte er alles Mögliche ein: Brötchen, Milch, Kakao, Käse verschiedenster Sorten, Honig, Cornflakes mit Früchten, Cornflakes mit Schokolade, Cornflakes mit Früchten und Schokolade.

Der Tag begann sonnig. Es wehte ein lauer Wind aus Südwest. Hoch am Himmel segelten ein paar Schleierwolken, sogenannte Zirren, die einen Wetterwechsel wahrscheinlich machten. Bloch blickte auf das weiße Gesprenkel und musste an eine Meteorologen-Weisheit denken: Bei Frauen und Zirren kann man sich irren.

Er freute sich auf zu Hause. Es war ihm so heiter



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